Einsatz für eine bessere Welt

Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete.

„Auf Wiedersehen in einer besseren Welt!“ Dieser Ausspruch des seligen KAB-Widerstandskämpfers Nikolaus Groß kurz vor seiner Hinrichtung in Berlin Plötzensee könnte auch über dem Leben des arabischen Arztes Mod Helmy stehen, der unter der Nazi-Diktatur ein jüdisches Mädchen in Berlin vor der Deportation ins Tod bringende Konzentrationslager verhindern konnte.

Im Rahmen der Gedenkfeier zum 77. Todestag von Nikolaus Groß erinnerte der Kölner KAB-Stadtverband an den Widerstand und die Gegnerschaft von Muslimen im 3. Reich. Mit einer Lesung und der intensiven Recherchegeschichte des in Tel Aviv geborenen Journalisten Igal Avidan in der Gedenkkirche der KAB-Widerstandskämpfer St. Agnes setzte sich der Stadtverband mit dem Widerstand des ägyptischen Arztes Mod Helmy, der in damaligen Berlin eine Arztpraxis unterhielt, auseinander.

Dem Journalisten Avidan geht es neben der detaillierten Beschreibung des Arztes und dem Schicksal des 17-jährigen jüdischen Mädchens Anna Boros, das durch den Übertritt zum Islam gerettet werden konnte, und ihrer Familie auch darum, aufzuzeigen, dass der heutige Konflikt zwischen Juden und Muslimen in der Zeit der Verfolgung in der Nazi-Diktatur andere Facetten hatte. „So wurden im muslimisch geprägten Bosnien viele Juden gerettet und von der Bevölkerung versteckt“, berichtet Igal Avidan. Und das obwohl der Obermufti von Jerusalem, Mohammed Amin al-Husseini, ein Verbündeter Hitlers bei der Ermordung der Juden war.

Das Schicksal des ägyptischen Arztes in Berlin, der selbst von der Polizei mehrmals inhaftiert und als Geisel zum Austausch gegen inhaftierte Deutsche in Ägypten benutzt wurde, entschied sich dennoch, das jüdische Mädchen durch Vermittlung eines fingierten zum Übertritt zum Islam, einer muslimischen Scheinheirat und mit der Bereitstellung eines Unterschlupfs zu retten. Das jüdische Sprichwort: „Wer einen einzigen Menschen das Leben rettet, rettet die ganze Welt“, gilt auch im Islam und galt auch für den muslimischen Berliner Arzt Mod Helmy, der wie Groß an eine „bessere Welt“ glaubte und unter Einsatz seines Lebens mitwirkte. Er wurde im Jahr 2013 posthum von Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet, als bislang einziger Ägypter und etwa 70 Muslimen.

Foto: Matthias Rabbe