KAB vor Ort

Gut leben und arbeiten in der Pflegebranche

Tosender Applaus und rührende Gesten, wie Plakate in den Fenstern, kleine Schokoladen und Dankesbriefe erreichten die Beschäftigten in der Pflege zu Beginn der Corona-Pandemie. Plötzlich rückte die sonst vernachlässigte Berufsgruppe in den Fokus des gesellschaftlichen Interesses. Endlich erkannten Politik und Gesellschaft die Systemrelevanz dieser Berufsgruppe.
Leider erfolgte auf diese Erkenntnis keinerlei ernstzunehmende Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege. Dabei wäre es höchste Zeit den Held*innen des Alltags die Anerkennung zukommen zu lassen, die sie verdienen. Die Pflegebranche darf nicht hinter anderen Branchen zurückbleiben, denn die Pflege von Menschen muss in unserer Gesellschaft mehr wert sein, als die Produktion von Sachgütern.
Mit Blick auf die Gesundheits- und Pflegebranche stellen wir weiterhin eklatante Missstände fest:

  • Pflegeberufe genießen wenig ansehen. Ihre Fachlichkeit wird nicht anerkannt, frei nach dem Motto: „Helfen kann doch jede*R.“
  • Schlechte Vergütung für die Arbeit am Menschen
  • Die Privatisierung der Pflege ist schlecht für alle Beteiligten (Pfleger*innen, Ärzt*innen, Patient*innen)
  • Seit vielen Jahren werden Gelder der Krankenkassen, die eigentlich für Personal vorgesehen sind, für Neubauten und Großgeräte zweckentfremdet.
  • Einsparungen in nicht pflegerischen Bereich belasten die Pfleger*innen zusätzlich, wenn sie z.B. zusätzlich zu den pflegerischen Aufgaben Arbeiten wie das Essen austeilen übernehmen müssen
  • Die eigentlichen Probleme der Pflege sind mit den Aufgaben einer Pflegekammer nicht zu lösen. Es benötigt mehr Personal, verlässliche Arbeitszeiten, Gesundheitsschutz und eine gute Bezahlung.
  • Durch eine hohe Arbeitsbelastung kommt die Anleitung von Auszubildenden nach dem Berufsausbildungsgesetzt häufig zu kurz.

 

Unsere Forderungen:


Politik und Gesellschaft müssen die Nöte der Beschäftigten endlich ernst nehmen. Jetzt, und auch wenn das Virus wieder verschwindet. Eine verdiente Wertschätzung zeichnet sich durch gute Arbeitsbedingungen aus, dies bedeutet unter anderem mehr Personal und gute Lohn- und Arbeitsbedingungen:

  • Der Personalschlüssel in den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern muss deutlich erhöht werden.
  • Es benötigt dringende Nachbesserungen beim Gesundheits- und Arbeitsschutz für Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. Gleichzeitig sind die Länder in der Pflicht, die Einhaltung zu kontrollieren.
  • Die Arbeit am Menschen muss uns mehr Wert sein! Es kann nicht sein, dass Arbeit, die so existenziell wichtig für unsere Gesellschaft ist, schlecht bezahlt ist. Wir fordern eine allgemeinverbindliche Tarifbindung für Pflegeeinrichtungen (stationär und ambulant) und Krankenhäuser sowie eine Steigerung der Löhne.
  • Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser müssen auch im nicht pflegerischen Bereich wieder besser ausgestattet werden! Der zunehmende Umfang an Aufgaben ist von den Pflegerinnen und Pflegern nicht mehr zu schaffen. Hier braucht es Entlastung auch durch zusätzliches nicht pflegerisches Personal.
  • Es ist nicht hinzunehmen, dass Auszubildende in der Pflege wie ausgebildetes Personal eingesetzt werden. Die Zeit der Ausbildung dient dem Lernen. Examinierte Pfleger*innen dürfen nicht durch Auszubildende ersetzt werden.

Den Beschluss der Diözesankonferenz vom 21.11.2020 finden Sie hier als PDF.